Alles auf den Kopf stellen und mit dem Herzen verstehen
Loslassen – der Herbst macht es uns vor
Das Loslassen. Eines von mehreren Paradoxa des Lebens. Mit dem Verstand sind sie nicht zu verstehen oder zu greifen, sondern nur mit unserem Herzen, unserem Gefühl. Und ich glaube es bricht ein neues Zeitalter an, indem das rein analytische und stets abwägende, be- und verurteilende Verstandesdenken abgelöst wird vom Fühlen und der Intuition. Die Grenzen des ersteren sind längst erreicht, man muss sich nur umsehen in unserer Welt. Und immer mehr Menschen und vor allem die Kinder unserer Zeit sind sehr fühlig und leben ihr Herz bzw. nach ihrem Herzen.
Die Erfahrung, das sich einlassen auf diese wundersamen Paradoxa führt uns in ein tiefes Vertrauen und in einen wohltuenden, gleitenden Frieden.
Zurück zum Loslassen. So wie die Bäume im Herbst ihre Blätter loslassen, in dem Wissen und Vertrauen, dass so Platz ist für einen stillen Zyklus und die darauffolgende Wiedergeburt der neuen Blätter, so ermöglicht und eröffnet uns das Lösen unserer Abhängigkeiten und das Einlassen auf die uns oft so angsteinfößend erscheinende Unsicherheit das Neue, das Feld der Möglichkeiten. Erst so kann uns die unendliche, höhere Intelligenz und Magie des Lebens beschenken. Erst so reproduzieren wir nicht immer wieder das Vergangene und unsere Muster und Glaubenssätze.
Veränderung durch (Selbst-)Annahme
Ebenso ermöglicht uns das Annehmen erst die Veränderung. Ein weiteres mystisches Paradoxon. Wir lernen und denken von klein auf, dass gerade der Kampf, der Widerstand und das kritisch sein uns voran bringt, dabei beschert es uns Starre und Blockaden. Etwas was wir los werden wollen, bleibt erst recht bei uns. Das Leben spiegelt uns die Auswirkungen unserer Prägungen und Glaubenssätze und somit ist Nicht- Annahme das Ausweichen vor unseren eigenen Entscheidungen. Das bedeutet in der Konsequenz, dass wir Opfer und machtlos sind – keine Veränderung möglich ist. Mit Annahme holen wir unsere selbst inszenierten Dramen, unsere Schattenanteile, nach Hause zu uns, in unser Inneres, ermächtigen uns zur Veränderung im Sinne eines Schöpferbewusstseins. Nur leider ist diese Selbstannahme einfacher gesagt als getan. Kleine erste Schritte sind wertvoll. Zu sich freundlich, milde und liebevoll im Inneren und im Äußeren über sich denken und sprechen. – Es ist okay, dass … . Alles, was wir nicht sein wollen, nicht fühlen wollen, nicht zeigen wollen (oft selbst uns selbst) lieben lernen. Das Geschenk, das Potential darin entdecken und frei lassen.
Den Spieß mal umdrehen
So wie eben diese Veränderungen in uns geschehen müssen, um sich dann im zweiten Schritt und nicht umgekehrt in unserem Leben außen zu zeigen (von Innen nach Außen und nicht von Außen nach Innen), so ist es mit vielen Dingen. Mir sind in den letzten Jahren so viele Lichter aufgegangen. So vieles funktioniert oder läuft genau anders herum, auf den Kopf gestellt, als wir es lernen, abschauen oder im Kollektiven als „normal“ hören. Wenn es einem Schlecht geht, raten viele zur Ablenkung. Negativ angesehene, ungewollte Emotionen will ja keiner. An sich selbst nicht und an oder von anderen schon gar nicht. Dabei ist es so wichtig und heilsam zu fühlen. Alles. Ohne sich im Drama zu verlieren, sondern mit offenem Herzen und der Neugierde eines Forschers. Unsere alten, verletzten Anteile klopfen sonst immer wieder an, stellen uns ein Bein und finden Auslöser in unserem jetzigen Alltag. Im Partner, im Chef, in der Familie usw. Unser Neid zeigt uns unsere Sehnsucht, unsere Wut unsere Stärken und unsere Ohnmacht ist die Schwellenhüterin in unser Urvertrauen. Lasst uns die Kraft und Energie der Emotionen in Besitz nehmen – gegen sie zu kämpfen kostet so unglaublich viel Lebensenergie!
Auch über die Liebe in Paarbeziehungen gibt es so viele gelernte und tief verankerte Irrtümer. Das „Brauchen“ erschafft Mangel. Die Erwartung, dass der Partner die eigenen Bedürfnisse erfüllt, unsere Löcher stopft, bürdet ein untragbares Päckchen auf. Eine intime Beziehung ist das wohl größte potentielle Entwicklungsfeld, doch dafür müssen Projektion und Spiegelung erkannt werden. Sieht man die Andersartigkeit des anderen als spannende Bereicherung wird das Leben viel bunter und voller.